DER MURKS MIT DEM TDS-MESSGERÄT

 
 
 
 

DER MURKS MIT DEM TDS-MESSGERÄT

Wer sich für Wasserfiltersysteme interessiert, trifft eventuell auf Verkäufer, die ein Messgerät verwenden, um eine Aussage über die Wasserqualität zu machen. Hierfür werden Leitwertmessgeräte, so genannte TDS-Messgeräte, verwendet. Mit diesem Artikel möchten wir über die Aussagefähigkeit dieser Geräte aufklären und die Messergebnisse ins richtige Licht rücken. 

Gleich vorweg: ein Messgerät, welches über eine einfache Zahl anzeigt, wie gut ein Wasser ist, gibt es leider nicht.


Was wird gemessen?

A) Die Summe der gelösten Feststoffe als TDS-Wert
    
Der TDS-Wert (engl. Total Dissolved Solids) gibt die Summe der gelösten Feststoffe (z.B. Mineralien, Salze, Metalle) im Wasser an. Die gebräuchliche Einheit ist mg/l (Milligramm pro Liter) oder PPM (engl. Parts Per Million). Das bedeutet, dass bei einem Wert von 10 PPM auf 1 Million Wassermoleküle etwa 10 Moleküle gelöster Feststoffe kommen. Die Messgeräte messen die elektrische Leitfähigkeit dieser Stoffe und rechnen sie dann um in PPM.
   

B) Der Widerstand als µS-Wert

Mit dem Wert Mikrosiemens (µS) wird ebenso die Menge der gelösten, leitfähigen Teilchen (z.B. Mineralien, Salze, Metalle) im Wasser gemessen. Dabei wird im Gegensatz zum TDS-Wert der elektrische Widerstand im Wasser gemessen, wodurch man auf die Menge der gelösten Teilchen schließen kann. Auch hierbei wird häufig in PPM gemessen oder das Ergebnis direkt in µS angegeben. Umrechnung in mg/l (2 µS/cm = 1 ppm = 1 mg/l).


Was sagt der TSD/µs-Wert aus?

Beide Werte, sowohl der µS-Wert als auch der TDS/PPM-Wert, sagen ausschließlich etwas über die Anzahl der gelösten Feststoffe im Wasser aus, die leitfähig sind. Je höher die Leitfähigkeit des Wassers desto höher der Messwert. Es ist keine chemische Analyse des Wassers nach seinen genauen Inhaltsstoffen. Daher sind dies rein quantitative Messungen, die nichts über die Qualität des Wassers aussagen. Besonders Rückstände von Hormonen, Pestiziden und Fungiziden leiten keinen Strom und können von einem Leitwertmessgerät nicht erfasst werden. 


Messung als unseriöse Verkaufsmasche

Häufig verwenden Anbieter von Osmoseanlagen ein TDS-Messgerät, um Interessenten davon zu überzeugen, dass das eigene Wasser krank macht. Es wird behauptet, durch den Versuch würden die im Wasser befindlichen Schadstoffe gemessen. Ausschließlich Wässer mit sehr niedrigen Wert ≤ 100 µS seien gesundheitsfördernd, so die Aussage. Der digitale Messwert sei somit ein Richtwert für die Qualität des Wassers.

Der Messwert zeigt jedoch lediglich an, wie leitfähig das Wasser ist. Nur bei einem Osmosewasser erfolgt ein niedriger Messwert. Das liegt ausschließlich daran, dass ein Osmosewasser keine bis wenig Minerale mehr beinhaltet und daher nicht mehr leitfähig ist. Bei diesem Versuch ist es uninteressant, welches Wasser im Vergleich zum angepriesenen Wasser des Verkäufers gemessen wird, es wird diesen Test verlieren, sofern es kein Osmosewasser oder Destilliertes Wasser ist.

Diese Verkaufsmasche kann glücklicherweise sehr leicht enttarnt werden, indem man eine Prise bestes Salz in das vorgeführte Wasser mit niedrigem Messwert gibt. Bereits kleine Mengen an Salz lassen den Wert enorm ansteigen. Danach kann man den Vertreter einfach bitten zu erklären, was sein Messgerät eigentlich misst. Ob die Prise Salz das Wasser ungesund gemacht hat oder wie das Gerät Minerale von Schadstoffen unterscheidet. Wir wünschen viel Spaß bei den Antworten:)


WHO Richtlinien zu Trinkwasser

Aussagen, dass Wasser mit hohem TDS-Wert ungesund ist werden von der WHO nicht bestätigt. In den WHO Richtlinien zu Trinkwasser gibt es hingegen ein eigenständiges Dokument, welches sich mit dem TDS-Wert befasst (WHO/SDE/WSH/03.04/16, Total dissolved solids in Drinking-water, Background document for development of WHO Guidelines for Drinking-water Quality).

In diesem Dokument wird zusammenfassend festgehalten, dass es keine verlässlichen Studien gibt, die den Zusammenhang des TDS-Werts und der gesundheitlichen Wirkung von Wasser bestätigen (1). Im Folgenden wird Wasser mit zu niedrigem TDS-Wert als häufig geschmacklich unangenehm beschrieben und sei ebenso problematisch wie Wasser mit einem Wert oberhalb von 2000µS (2).


Minerale als Geschmacksträger

Mineralien gehören in natürliches Quellwasser und bilden seinen Charakter; sie geben ihm seinen typischen regionalbedingten Geschmack. Ob ein Wasser nun viele oder wenige Minerale hat, hängt ausschließlich von der Region ab und ist kein Qualitätsmerkmal für dessen Güte. Wie beim Wein gibt es charaktervollere Wässer und leichtere Wässer. Welches Wasser man nun bevorzugt, bleibt eine Frage des persönlichen Geschmacks. 


Zusammenfassung

Der TDS-Wert/µs-Wert kann keine Aussage darüber treffen, ob ein Wasser gesund ist oder nicht. Alleine die Leitfähigkeit wird hier gemessen. Ein Wasser mit vielen Mineralien hat einen höheren TDS-Wert/µs-Wert im Gegensatz zu einem Wasser mit wenigen Mineralien. In der Natur kommen Quellwässer, abhängig von ihrem Ursprung, in unterschiedlicher Mineralkonzentration vor. Daher ist die Schlussfolgerung, ein hoher TDS-Wert/µs-Wert zeige eine niedrige Wasserqualität an, schlichtweg falsch. Studien, welche Wasser mit mehr Mineralien als ungesund deklarieren werden von der WHO nicht bestätigt. Unserer Meinung nach ist ein TDS-Messgerät innerhalb der Beratung eine Verkaufsmasche von unseriösen Verkäufern und sollte mit Vorsicht begegnet werden.

 

 

Über den Autor:
Thomas Hartwig ist ärztl. gepr. Ernährungsberater und Gründer der Firma Leogant. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich intensiv mit dem Element Wasser. Er ist ein geschätzter Keynote-Speaker und Gast in Podcasts, wo er sein Wissen und seine Erfahrungen teilt. In seiner Arbeit verbindet er Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft und Medizin mit philosophischen Ansätzen, um zu einem ganzheitlichen Wasserbewusstsein beizutragen.

 

 
 
 
Thomas Hartwig